Pressemeldung vom 25. November 2009, 9:08 am

Kriftel: „Metamorphosen“, religiös inspiriert

Kriftel. Sehenswerte Kunstausstellung im Rathaus eröffnet.

„Die Farbe, die Annemarie Baumgarten in fast tänzerischer Leichtigkeit aufträgt, hält sich nicht fest, fixiert sich nicht, scheinbar trocknet sie nicht an. Sie hält sich offen für das Andere, sich durchdringende und mit ihr zu etwas Neuen, zu neuen Farbtönen verspielende“. In seiner Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung „Metamorphosen auf Mutter Erde“ äußerte Dr. Udo Stenz interessante Gedanken über das Werk der Künstlerin, deren Entwicklung über 25 Jahre hinweg er persönlich verfolgen konnte. Wie Baumgarten gelinge es auch ihrem chinesischen Künstlerkollegen Lau Kwok Hung mit seinen gerüstartigen Skulpturen, „dem Nichts, der Leere die Sinnlosigkeit zu nehmen und ihnen eine Aussage zu entlocken“.

Etwa 80 Besucherinnen und Besuchern waren am Montagabend zur Eröffnung der Kunstausstellung im Rat- und Bürgerhaus gekommen. Vom Ersten Vorsitzenden des Kulturforums, Johann Georg Schröder, wurden sie herzlich begrüßt. Kulturforum und Gemeinde arbeiten bei der Organisation und Durchführung der Ausstellungsreihe zusammen. Bürgermeister Christian Seitz konnte wegen anderer Verpflichtungen an der Vernissage nicht teilnehmen und ließ sich daher entschuldigen.

Die Besucher erhielten an diesem Abend nicht nur die Gelegenheit, mit der Künstlerin und dem Künstler zu sprechen und Gedanken zu der Ausstellung zu hören. Einen Hörgenuss bot ihnen auch Larissa Kraus, die als einfühlsame und versierte Pianistin für einen ansprechenden musikalischen Rahmen der Veranstaltung sorgte.

Dass Laudator Stenz am Ende seiner Rede auf die religiöse Dimension der Kunst zu sprechen kam, ist gewiss kein Zufall: Der Kunstkenner ist in seinem Hauptberuf als katholischer Seelsorger in Bergzabern tätig. Die Kunst, so Stenz, lasse „Leere“ (d.h. in diesem Zusammenhang vor allem die Abwesenheit von fest umrissenen Formen und Gestalten) zu und öffne sich gleichzeitig für Fülle und Offenbarung. Das gelte ganz besonders für Baumgarten und Hung, deren Arbeiten inspiriert seien „von der Metamorphose schlechthin: Der Menschwerdung Gottes, in dem Hinabsteigen des Sohnes aus dem Vater durch die Mutter auf die Erde“.

Auf den religiösen Bezug weist auch Annemarie Baumgartens selbst formulierter Anspruch hin, „das Geheimnis des Lebens durch jede meiner Handlungen auszudrücken“. Der in Hongkong geborene Lau Kwok Hung will darüber hinaus mit seiner Kunst zu einem „großzügigen Austausch kultureller und interreligiöser Werte“ beitragen, „begünstigt durch ein respektvolles sich Wahrnehmen der Völker“. Was die beiden Kunstschaffenden miteinander verbindet, ist u. a. die Mitgliedschaft in der internationalen Kunst-Kommission der Fokolar-Bewegung, einer ursprünglich aus der katholischen Kirche hervorgegangenen weltweiten Gemeinschaft, die sich bemüht, das Evangelium zu leben und in das Leben hineinzutragen.

Die Ausstellung „Metamorphosen auf Mutter Erde“ besteht aus 31 Acrylbildern von Annemarie Baumgarten und 14 Skulpturen von Lau Kwok Hung. Die Arbeiten können noch bis 11. Dezember zu folgenden Zeiten im Rat- und Bürgerhaus Kriftel besichtigt werden: Montag bis Mittwoch von 8 bis 16 Uhr, Donnerstag von 8 bis 18 Uhr, Freitag von 8 bis 12 Uhr.

Kulturforum bietet Vortrag zur Ausstellung an.

Zum tieferen Verständnis der Bilder von Annemarie Baumgarten bietet das Kulturforum im Rahmen seiner Vortragsreihe eine Veranstaltung an, in der die Künstlerin selbst ihre in der Ausstellung gezeigten Werke erläutert. Der Vortrag findet am Donnerstag, 10. Dezember im Rat- und Bürgerhaus statt. Beginn ist um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Quelle: Gemeinde Kriftel – Pressestelle

Höchster Kreisblatt, 27. November 2009

Malen mit tänzerischer Leichtigkeit

Im Rat- und Bürgerhaus sind Werke von Annemarie Baumgarten und Hung zu sehen

Die Ausstellung der beiden Künstler trägt den Titel "Metamorphose auf Mutter Erde" und kann noch zwei Wochen lang bewundert werden.

Kriftel. Annemarie Baumgarten lässt Farben sprechen. Leuchtende, aber auch dunkle Acryltöne fließen in ihren Bildern ineinander und vermischen sich. "Metamorphose auf Mutter Erde", so hat die Künstlerin ihre Ausstellung betitelt, die jetzt im Rat- und Bürgerhaus zu sehen ist. Metamorphose im eigentlichen Sinne als Veränderung oder Verwandlung einer Gestalt, sucht man in den 31 Exponaten der Ausstellung allerdings vergeblich. Vielmehr gestaltet sich die Metamorphose für die Künstlerin in den Farben, mit denen sie ihren Gefühlen Ausdruck verleiht.

"Die Farbe, die Annemarie Baumgarten in fast tänzerischer Leichtigkeit aufträgt, hält sich nicht fest, fixiert sich nicht, scheinbar trocknet sie nicht an. Sie hält sich offen fhr das Andere, sich Durchdringende und mit ihr zu etwas Neuern, zu neuen Farbtönen verspielende", erklärte Dr. Udo Stenz, ein Freund der Künstlerin, bei der Vernissage, zu der sich viele Gäste im Foyer des Rathauses versammelten.

Das Werk im Nichts

Was Annemarie Baumgarten mit Farben flächig ausdrückt, setzt ihr Künstlerkollege Hung plastisch um, der die Ausstellung mit seinen Skulpturen ergänzt: "Gerüste aus Stäben deuten etwas an und laden den Betrachter ein, in dem Nichts, das sie umspielen, das Werk zu erkennen", sagte Stenz in seiner Laudatio.

Der Vorsitzende des Kulturforums, Johann Georg Schröder, begrüßte als ehemaliger Leiter der Weingartenschule Annemarie Baumgarten auch als eine langjährige Kollegin. Für viele Aufführungen der Gesamtschule hat die Kunstlehrerin mit Schülern aufwendige Bühnenbilder entworfen und interessante Kunstprojekte auf den Weg gebracht. Derzeit ist sie dabei, mit 20 Jungen und Mädchen die Schule von innen neu zu gestalten.

Die Heimat von Annemarie Baumgarten ist Freiburg. An der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe hat sie studiert, obwohl sie von sich sagt: "Ich habe nie den Anspruch gehabt, Kunst zu machen." Vielmehr stehe zunächst einmal die Beobachtung im Mittelpunkt, die Annemarie Baumgarten in den ersten Jahren ihrer künstlerischen Tätigkeit zunächst gegenständlich als Landschaftsbilder, Porträts oder Stillleben wiedergab.

Abstraktion kam später

Nach und nach wagte sie dann die Abstraktion. Ihren "innersten Traum", so sagt sie, habe sie sich durch die Gestaltung von Glasfenstern verwirklicht.'

Die Ausstellung kann noch bis Freitag, 11. Dezember, besichtigt werden, und zwar montags bis mittwochs von 8 bis 16 Uhr, donnerstags von 8 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr. Zum tieferen Verständnis wird Annernarie Baumgarten ihre Werke in einem Vortrag erläutern. Der findet am Donnerstag, 10. Dezember, im Rat- und Bürgerhaus, Frankfurter Straße 33-37, statt. Beginn ist um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.

• Von Ulrike Kleinekoenen

EINGESTELLT VON ILKA D. AMANN UM 11/25/2009 12:14:00 PM

Ausstellung II: Irritationen mal anders

Wenn Kunst Irritationen hervorruft, wundert sich heute keiner mehr. Manche versprühen sich dann vor Enthusiasmus, andere sind pikiert und der Rest winkt schon von weitem ab. Manchmal scheint die "Kunst" im Aufsehen-Erregen zu bestehen.

Annemaries Kunst ist ganz anders.

Sie ist still und dabei voller Kraft.

Sie kann warten bis du Zeit für sie hast.

Etwas Zeit wollen die Bilder schon haben.

Dafür schenken sie dir alle Energie, die die Künstlerin in sie hineingearbeitet hat, ihre Liebe, Leidenschaft und Hoffung. Sie rufen dich in die Tiefe deiner Seele, wo deine eigene Sehnsucht wartet.

Ich würde gerne ein Meditationshaus bauen, nur um sie so aufhängen zu können, wie ich sie empfinde.

Sie scheinen mir gar nicht zu passen in dieses Ambiente von Präsentieren und Repräsentieren und Redenhalten, wie es zu einer Vernissage und zu einem Rat- und Bürgerhaus gehört. Auch wenn so viele Freunde da sind und die Atmosphäre gar nichts Gekünsteltes an sich hat. Ich unterhalte mich, fast hätte ich gar nicht alles angeschaut.

Sie scheinen sich einfach zu schämen, die Bilder, wenn man sie so der Reihe nach beglotzt.

Glaubst du nicht? Bilder können sich nicht schämen? Die Bilder verschwinden einfach, wenn man sie so unverhohlen gierig ansieht, sie verstecken sich dann hinter ihrer Färbung. Aber das sind sie gar nicht.

Du musst dich davor stellen. Und warten. Und sie reden lassen. Und dann sprechen sie zu dir. So wie nur die liebende Gegenwart von dem ganz Unaussprechlichen es weiß. Vielleicht sogar etwas, was du gar nicht wissen wolltest.

Einige sind als kleine Serie erkennbar. Die Farbspiele, die feinen Nuancen, klettern von einem Bild in das nächste. Die Einzelnen kommunizieren, man kann sie sprechen sehen, über die Grenzen der Welten hinweg, die sie öffnen.

Mit einem anderen möchte man ganz allein sein. Möchte es retten vor dem Lärmen und den nahe rückenden Nachbarwerken. Es errichtet Wände eines Schutzraumes, dessen man plötzlich zu bedürfen meint. Nur um sich ihm, das sich dem Betrachter ausliefert, hinzugeben.

Eines öffnet die Tür zum Licht. Die Sehnsucht ist schon hindurchgeschlüpft. Und man steht vergessend, sieht. Sieht.

Ein anderes schmerzt unter lichter Gewalt. Verwurzelt in Erde und Himmel, berstend aus der Achse gerissen. Schon rinnt blaues Licht aus dem Boden.

Was mehr?

Kann man es überhaupt allein mit so einem Bild im Raum aushalten?

Und da, sind das Bäume oder sind es Menschen? Sich erhebend Wurzelnde, liebend einander freilassend, umkreisen den Blick füreinander, nackt für solches Licht in ihrer Mitte, das sie zueinander umfängt.

Ich verschwinde für einige Augenblicke aus diesem Drumherum, wie vorhin zu zweit aus dem S-Bahnhof.

Aber die Vernissage holt mich doch wieder ein. Und das ist ja das eigentliche: Menschen. Und da sprechen mich plötzlich Leute an, die mein Gesicht, diesen blog kennen. Plötzlich weiß man, dass es jemand gelesen hat. Jemand, der mir das erste Mal in echt begegnet.

Nur etwas daran irritiert mich völlig: Sie sprechen mich erstmal mit "Sie" an. Ich hab noch zu niemandem in der Bewegung "Sie" gesagt.

Ich tu es auch jetzt nicht. Es bringt mich schier ganz durcheinander. Wenn Du also einer von denen bist, die mich dort das erste Mal getroffen haben, dann entschuldige, falls ich etwas daneben gewesen sein sollte.

Ich fühle mich wie eines von Annemaries Bildern, wie es ratlos auf einer Vernissage im Rathaus steht.

Ehmm, ja.

Ich verschwinde dann mal ganz ungeniert hinter meiner Färbung.

Nein, ich bin noch da. Ah, da ist Annemarie. Und da kommt Dieter. Lebendige Ikonen sind doch die besten. Die von Gott gemachten.

Auch wenn Annemaries Bilder so was wie lebendig sind.

Jedes Bild hat seinen Heiligen, sagt Annemarie zu uns. Ich glaube, der beschützt gar nicht so viel das Bild. Der hilft den Leuten, die es anschauen, ins Reich Gottes zu sehen. Wie Heilige und Ikonen das eben so machen.

Andrew wartet schon. Bis bald.


Einführung in die Ausstellung


Presse / Echos